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Tropfsteinhöhlen | Baumanns- und Hermannshöhle
Die Baumannshöhle wird als älteste Schauhöhle Deutschlands bezeichnet. Bereits seit 1649 werden hier Gäste geführt. Von der Schönheit der Höhle war selbst JOHANN WOLFGANG VON GOETHE (1749-1832) angetan. Auch heute haben die Tropfsteinformen nichts von ihrem Reiz verloren. Die Formen der Gebilde, die aus dem gelösten Kalzium der Niederschlagswässer seit Zehntausenden von Jahren kristallisieren, hängen von der unterschiedlichen Wasserzufuhr ab. Deckenzapfen (Stalaktiten), entstehen aus herabtropfendem Wasser. Bodenzapfen (Stalagmiten) bilden sich aus den Aufschlagswässern. Wenn beide zusammengewachsen sind, werden sie Stalagnate genannt. An den Höhlenwänden bilden sich Sintergalerien. Der 2.500 m2 große Goethe-Saal mit seinem künstlichen Wolfgang-See wird für die Höhlenfestspiele genutzt. Im Empfangsgebäude ist eine kleine Ausstellung zum Kalkstein zu besichtigen. Die Hermannshöhle ist das Paradebeispiel für eine Flusshöhle. Hier ist zu sehen, wie die Hohlraumbildung von Klüften (Erdbebenrissen) ausgeht und in den großen Räumen letztlich Bruchfelder entstehen. Außerdem ist die etappenweise Tieferlegung der Höhle in Abhängigkeit der sich vertiefenden Bode, einem im Brockengebiet entspringendem Fluss, zu erkennen. Auch kann hier eine besonders seltene Bildung beobachtet werden: Aus einem einst stehenden Wasserbecken kristallisierten Calcitkristalle aus. Der von ihnen gebildete wenige Millimeter hohe „Rasen“ zeigt den Wasserstand an. In einem Schaubecken leben männliche Grottenolme Proteus anguineus. Sie wurden vor einigen Jahrzehnten aus Slowenien importiert. Beiden Höhlen gemeinsam sind der Tropfsteinschmuck, niedrige Temperaturen von ganzjährig 8º C, hohe Luftfeuchtigkeit, Tropfnässe, Knochenfunde prähistorischer Tiere (überwiegend Höhlenbär) sowie Lehmeinschwemmungen.
Rübeländer Tropfsteinhöhlen
Öffnungszeiten: Täglich geöffnet;
in der Vor- und Nachsaison jedoch nur eine der beiden Höhlen
Tel.: 039454 - 49132
www.harzer-hoehlen.de
Wüstes Wasser | Blauer See
Von einem Parkplatz an der B 27 zwischen Hüttenrode und Rübeland gelangen wir an den See, der nur im Frühjahr wirklich blau ist. Er befindet sich im Restloch eines Kalksteinbruchs, dem Grundwässer mit gelöstem Kalzium zuströmen. Die Verdunstung des abflusslosen Sees reichert die Lösung an. Alle Fremdkörper im Wasser wirken als Kristallisationskeime. Leben ist hier unmöglich. Der ausfallende Kalkschlamm kleidet den Seegrund weiß aus. Derart „wüstes“ Wasser reflektiert vornehmlich die blauen Anteile des Lichtes. Im Laufe des Jahres gehen Zustrom und Kalziumanteil zurück. Dadurch endet der Reinigungsmechanismus, Algenwuchs stellt sich ein und das Gewässer färbt sich grün. 1886 war mit dem Abbau des Kalksteins begonnen worden. Vom früher zum Kalkbrand verwendeten Ringofen gibt es nur noch Reste.
Marmorbruch | Krockstein Neuwerk
Der steile Aufstieg zu Steinbruch und Abfallhalde des Krocksteins beginnt zwischen den Häusern dort, wo die von Rübeland parallel zur Bode verlaufende Bundesstraße sich vom Fluss trennt. Der hier seit dem 12. Jh. gewonnene Marmor ist ein roteisengefärbter, fossilreicher Kalkstein des Mitteldevons. Die hohe Zeit des Abbaus lag zwischen 1715 und 1889. Eine starke tektonische Verschuppung der Gesteinspakete ließ nur die Fertigung kleinstückiger Dekorationselemente zu, wie sie beispielsweise im Berliner Dom Verwendung fanden. Am steilen Wandabbruch zur Bode und in den Brüchen ist Vorsicht oberstes Gebot! An der Bushaltestelle unterhalb des Krocksteins (gegenüber Brücke und Parkplatz) beeindruckt ein exzellenter Aufschluss in einer tektonisch zerstückelten Kulm-Grauwacke.
Industriegeschichte | Rothehütte
Auf älteren Karten der Harzregion wird der Ort Königshütte vermisst. An seiner statt findet sich die Ortsbezeichnung Rothehütte. Begeben wir uns gedanklich auf eine Zeitreise, so wird die frühere Bedeutung dieses Ortes deutlich.
Ursprünglich war der Harz Königsgut. Über die bedeutende Grundherrschaft verfügte das Geschlecht der Liudolfinger („Ottonen“). Ihr Erbe traten die Salier an, die den an Rohstoffen reichen Harz durch einen Ring von Burgen zu schützen versuchten. Doch im Reich rumorte es. Fürsten scharten Aufständische gegen das Königtum um sich. Östlich des Harzes, in der Schlacht am Welfesholz fügten sie Heinrich V. 1114 eine vernichtende Niederlage zu. Die Zentralherrschaft im Harz war gebrochen. Unter rivalisierenden Grafengeschlechtern kam es zu einer territorialen Zersplitterung. Währenddessen wurde im Elbingeröder Komplex zwischen Hüttenrode und Mandelholz längst Eisenerz in Tagebauen abgebaut. Zur Gewinnung des Eisens ließen die Grafen zu Wernigerode an der Kalten Bode Hüttenwerke errichten, darunter 1679 die Rothehütte. Herren im Land waren zu jener Zeit aber bereits die Welfen. 1705 fiel die Gegend um Elbingerode an den hannoverschen Zweig des Hauses Braunschweig-Lüneburg. 1747 übernahm das Königreich Hannover die bis dahin verpachteten Hütten und ließ sie von der Berghauptmannschaft Clausthal verwalten. Anfang des 19. Jh. wurde die alte Rothehütte schließlich abgerissen. Das an ihrer Stelle 1819-1826 neu errichteten Werk mit zwei Doppelhochöfen ersetzte auch die Schreiberghütte und die Hütte Lüdershof. Die neue Rothehütte war ein Prachtbau, an den die hier aufgestellten Säulen erinnern. Aus der Zusammenlegung der Orte Königshof und Rothehütte entstand im Jahr 1936 die bis 2003 selbständige Gemeinde Königshütte.
Auf Schienen | Alter Bahnhof & Neuwerker Industriebahn
An der B 27 zwischen Rübeland und Hüttenrode befindet sich rechterhand der alte Bahnhof Rübeland. Kurz danach zweigt die K 1349 in Richtung Neuwerk ab. Der im engen Tal der Bode liegende Hüttenort (Ersterwähnung im Jahr 1448) ist - wie wohl kein zweiter im Harz - in seiner Ursprünglichkeit erhalten. Der Hüttenbetrieb war bereits 1875 eingestellt worden, während die Marmormühle noch bis 1889 arbeitete. 1869-1944 wurde im Kreuztal auch ein Steinbruch zur Gewinnung von Straßenbaumaterial betrieben. Dieser „Melaphyr-Bruch“ kann besichtigt werden. Melaphyr ist ein präpermisches basisches Gestein und wird zu den Diabasen gestellt. In der Westseite des Steinbruchs sind Reste vom früheren Eisenerztiefbau zu sehen. Ab 1887 war der Steinbruchbetrieb über die Neuwerker Industriebahn an die kurz vorher entstandene Rübelandbahn, die Bahnstrecke Blankenburg-Tanne der Halberstadt-Blankenburger Eisenbahn AG (H.B.E.) angebunden. Den entscheidenden Anstoß für den Bau der Rübelandbahn gab das Kölner Bankhaus J. L. Eltzbacher & Co., das mit den Neuwerker herzoglich-braunschweigischen Eisenwerken auch die ehemalige Achsenschmiede im Kreuztal erworben hatte. Seit über 100 Jahren wird dort aus Wasserkraft Strom erzeugt.
Daran, dass die Rübelandbahn ursprünglich eine Zahnradbahn war, erinnert ein Ausstellungsobjekt im Freigelände am historischen Lokschuppen des alten Bahnhofs Rübeland. Der historische Lokschuppen selbst war 1935 an das Bahnhofsgebäude angebaut worden. Heute schützt er die legendäre „MAMMUT“. Sie gehörte mit „ELCH“, „WISENT“ und „BÜFFEL“ zu den Lokomotiven der so genannten „Tierklasse“, die im Zuge der Ablösung des Zahnradbetriebes bestellt worden waren. Während einer ersten Probefahrt im März 1920 hatte die „MAMMUT“ ihre Steilstreckentauglichkeit eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Inzwischen hat sich die Natur weite Teile der Pinge zurückerobert. Heute sehen wir eine leicht zugewachsene, ovale Vertiefung mit einem braunen Kegel im Zentrum. Um zum Geopunkt zu gelangen, biegen wir von der B 27 unmittelbar vor dem Ortsausgangsschild von Elbingerode in Richtung Rübeland nach rechts ab. Gleich danach queren wir einen schlecht einzusehenden Bahnübergang. Ein schmaler Asphaltweg führt zu einem Fördergerüst mit Parkmöglichkeit vor dem Werktor. Von hier aus laufen wir die restlichen 250 m entlang eines kleinen Wäldchens bis zum Aussichtspunkt. Weil auf ihrem Grund mehrere offene Schächte Gefahr bedeuten, ist die Pinge gesperrt. Von der Zufahrt aus gibt es einen herrlichen Blick auf Elbingerode, auf die Kalksteinbrüche und Halden sowie auf das Hohne-Massiv und den Brocken.
Historischer Lokomotivschuppen geöffnet auf Anfrage
Kalkstein | Galgenberg
Östlich von Elbingerode überragen am „Weg Deutscher Kaiser und Könige“ die devonischen Kalkstein-Klippen des Galgenbergs (506 m NHN) ein ebenes Wiesengelände. Die Klippen sind Reste eines uralten Korallenriffs. In frühen Zeiten soll sich auf dem Galgenberg eine Thingstätte und ab dem 16. Jh. ein Hinrichtungsplatz befunden haben. Heute steht hier die Stempelstelle Nr. 38 der „Harzer Wandernadel“. Vom Galgenberg haben wir einen Blick auf die nördliche Elbingeröder Hochfläche mit einer kalkliebenden, artenreichen Flora: Gräser, Wildblumen und sogar Orchideen, aber kaum Bäume. Südlich liegt ein Tagebau. Hier wird, wie auch auf der anderen Seite des Ortes im Neuen Tagebau, Kalkstein abgebaut (Informationspunkt). Dunkel gefärbt, fällt eine in den Kalkstein eingeschuppte Schieferscholle auf.
Tourist-Information Elbingerode
Tel.: 039454 – 89487
www.oberharzinfo.de
Schalstein | Bockberg bei Königshütte
Wir fahren weiter auf der B 27 in Richtung Mandelholz. In Königshütte quert die Bundesstraße vor der Eisenbahnbrücke das Teichtal. Bis dahin ragt eine steile, abbruchgesicherte Wand aus grünem Schalstein empor. Sichtbar wird, wie die eisenführenden Wässer im Mitteldevon auf zahlreichen Klüften durch den Schalstein nach oben in Richtung Meeresboden wanderten. Teilweise setzten sie dabei die Minerale Hämatit (rot), Calcit (weiß, glänzend) und Quarz (milchigweiß) ab. Unmittelbar hinter der Brücke folgt ein Steinbruch mit künstlichem Wasserfall in einem kleinen Park. Von hier stammt das Material für die Außenfassade der Elbingeröder Kirche. Im weiteren Verlauf der B 27 stehen nach etwa 300 m am Straßenrand einige kleine Schuppen, in deren Mauern fast alle Schalsteintypen der Umgebung verbaut sind.
Weg Deutscher Kaiser und Könige des Mittelalters | Von der Königsburg zum Hahnenkopf
Die Königsburg liegt oberhalb des Zusammenflusses von Kalter und Warmer Bode. Gestalterisches Element des Parkplatzes zu ihren Füßen sind große Brocken Kalkstein. Sie sind durchsetzt mit grobspätigem weißen Calcit. Dieses schön anzusehende Gestein aus dem Neuen Tagebau südlich Elbingerode ist für die Herstellung von Branntkalk unbrauchbar. Der Turm der Burg und die Mauerruinen bestehen aus Flussschotter und anderem Gestein der näheren Umgebung, darunter Schiefer, Diabas, Schalstein, Granit, Kalkstein, Grauwacke, Keratophyr, Flinzkalk und Wetzschiefer. Die der abwärts fließenden Bode linksseitig folgende Betonstraße wird von Gesteinen aus dem Liegenden des Elbingeröder Komplexes gesäumt. Vom Liegenden spricht der Bergmann, wenn er das Gestein unterhalb der Lagerstätte meint.
Am Einlauf der Bode in den Stausee beginnt dann ein Mittelharzer Granitgang, der als Härtling herausgewittert ist. Sein Grenzbereich (Salband) zum Schiefer verläuft unregelmäßig, ist aber deutlich wahrnehmbar. In die unterdevonischen Schiefer sind immer wieder buckelbildend isolierte Diabaskörper wechselnder Größe eingelagert. Der grüne Diabas ist durch seine weißen Einsprenglinge von Feldspäten charakterisiert. Diese durch die unterschiedlich harten Gesteine bedingte Morphologie bestimmt die Talausbildung bis nach Rübeland.
Wandern wir von der Staumauer aus in Richtung Elbingerode, so treffen wir nach einem kurzen Anstieg auf eine Schutzhütte. Dort führt uns der „Weg Deutscher Kaiser und Könige des Mittelalters im Harz“ weiter nach Osten zur Ruine der Susenburg. In den Fels gehauene Treppenstufen erinnern an die Burg, die vermutlich schon aus der Zeit des Königs Heinrich I. (876 – 936) stammt und wohl bereits um 1700 wüst war.
Die Wege Deutscher Kaiser und Könige hat der Regionalverband in sechs Faltblättern beschrieben. Bestellung unter: shop.harzregion.de/de/onlineshop.html
Porphyr | Susenburg bei Rübeland
Viel ist nicht von der Susenburg überliefert. Womöglich war es eine unvollendete, 167 m lange und 60 m breite Anlage auf dem von der Bode umflossenen Bergsporn. Dieser ist ein Härtling eines Mittelharzer Porphyrganges. Ein Besuch lohnt wegen des atemberaubenden Ausblicks hoch über der Bode dennoch. Auf dem weiteren „Weg deutscher Kaiser und Könige des Mittelalters“ in Richtung Rübeland queren wir zwischen den Ortsteilen Susenburg und Hahnenkopf die Bode. Dann türmt sich eine riesige Halde des früheren Kalksteinbruchs auf. Davor, fast zu übersehen, die kleine Halde einer nur kurzzeitig bedeutungsvollen Dachschieferproduktion. Die Betriebsperiode auf diesen dunkelblaugrauen Tonschiefer ist in das 18. Jh. zu setzen. Letzte Abbauversuche liefen hier in den Nachkriegsjahren 1946/47.
Harzköhlerei | Stemberghaus bei Hasselfelde
An der B 81 zwischen Hasselfelde und Blankenburg liegt die Harzköhlerei Stemberghaus. Wie seit Jahrhunderten wird hier noch Holzkohle in Erdmeilern hergestellt. Einst diente Holzkohle zur Verhüttung der Eisen- und Buntmetallerze, bis Koks sie verdrängte. Das war im 19. Jh., als bis in den Harz hinein Eisenbahnstrecken gebaut wurden. Das Köhlereimuseum informiert, warum Holzkohle nicht nur zum Grillen taugt. Es vermittelt auch einen Eindruck von den schwierigen Arbeits- und Lebensbedingungen der früheren Köhler, Waldarbeiter und Fuhrleute. Von Anfang April bis Ende Oktober werden traditionelle Erdmeiler aus Buche aufgebaut und abgekohlt, so dass jährlich etwa 50 t Holzkohle anfallen. Ein Köhlerweg mit zwölf interessanten Stationen, zur Köhlerei verbindet das Stemberghaus mit Hasselfelde.
Öffnungszeiten: täglich 11 – 17 Uhr
Tel.: 039459 - 72254
www.harzkoehlerei.de
Erzrevier Hasselfelde | „Silber-Marie“ bei Trautenstein
Unterhalb von Trautenstein finden wir rechts der Rappbode das Mundloch des Stollens "Silber-Marie". Hier hatte wohl schon im 11. Jh. der oft unterbrochene Bergbau auf Buntmetalle begonnen. In der Region um Hasselfelde finden sich weitere Zeugen teilweise recht alten Bergbaus. Hasselfelde liegt an der Kreuzung bedeutender historischer Handelswege. Funde von Hüttenschlacke um Hasselfelde stammen aus der Mitte des 14. Jh. Sie deuten auf einen Eisenerzabbau auch kleinster Vorkommen. Dellen, Hügel und zugewachsene Pingen am Parkplatz Radeweg lassen das erkennen. Westlich davon interessieren Gangerze mit Kupfermineralen und das in Bleiglanz versteckte edlere Silber, wie im Stollen „Silber-Marie“, im „Nassen Wolf“ und in „Gertrud“.
Tourist-Information Hasselfelde
Tel.: 039459 – 71369
www.oberharzinfo.de
Granitporphyr | Druidenstein in Trautenstein
Unmittelbar an der Kirche in der Ortsmitte von Trautenstein liegt der Druidenstein. Er ist ein imposanter Härtling aus einem Gang feinkörnigen Granitporphyrs der Mittelharzer Gangschar. Diese Vulkanwurzeln ziehen von Wernigerode bis nach Ilfeld quer durch den Harz. Eindrucksvoll zeigen sich die steilstehenden Abkühlungsflächen dieses vulkanischen Gesteins. Flussabwärts an der Rappbode steht neben einer zu überquerenden Brücke eine faserig verquarzte, nur wenige typische Einschlüsse führende Grauwacke an. Der ehemalige Steinbruch wurde zu einem kleinen Park umgestaltet. Speziell die Gesteinsbezeichnung „Grauwacke“ nahm ihren Weg in die geowissenschaftliche Fachwelt vom Harz aus auf. „Wacke“ ist hier die landläufige Bezeichnung für Steine aller Art.
Talsperrensystem des Bodewerkes | Informationspunkt Wendefurth
Die Rappbodetalsperre als Hauptstauwerk des Talsperrensystems ist mit ihrer 415 m langen und 106 m hohen Mauer ein beeindruckendes Objekt der Wasserbaukunst. Die größte Talsperre Deutschlands erreicht bei Vollstau (über 109 Mio m3) eine Wasserfläche von 390 ha. Die nach Schneeschmelze und/oder hohen Niederschlägen immer wieder auftretenden Überschwemmungen brauchen die Bode-Anrainer im Harz und Vorharz seit 1958 kaum noch zu fürchten. Trinkwasser wird seither von der Rappbodetalsperre weit bis in den mitteldeutschen Raum geliefert. Zum Talsperrensystem gehören die Vorsperren von Rappbode und Hassel, die Überleitungssperre bei Königshütte, die Mandelholztalsperre, das Pumpspeicherwerk Wendefurth und der für touristische Nutzung freigegebene Stausee Wendefurth. In Wendefurth zweigt von der B 81 in Richtung Hasselfelde rechts eine Straße zum Stausee ab. Wir folgen der Ausschilderung und gelangen zum Informationspunkt des Talsperrenbetriebes. Führungen durch die Kontrollgänge der Mauer beginnen mit einer Videovorführung über das Talsperrensystem der Rappbode und weiterer Talsperren in Sachsen-Anhalt. Im Kontrollgang ist die seitliche Gründung der Mauer im unterdevonischen Wissenbacher Schiefer zu sehen. Auf dem Freigelände unterhalb der Staumauer befindet sich ein geologischer Informationspunkt. Er zeigt modellhaft den Verlauf der verschiedenen Bode-Quellflüsse und das Talsperrensystem. Die für die jeweiligen Gebiete typischen Gesteine sind ebenso integriert wie charakteristische Pflanzenarten. Eine Informationstafel gibt Auskunft über den Weg des Wassers durch die Gesteine des Harzes. Von der B 81 aus ist ein direkter Zugang (Parkplatz) zu diesem Punkt möglich.
Führungen Talsperre Wendefurth:
April - Oktober Mittwoch 14 Uhr,
Samstag 11 Uhr, feiertags geschlossen
Talsperrenbetrieb: Tel.: 03944 - 942236
www.talsperren-lsa.de
Geologie des Gebietes
Im Elbingeröder Komplex sind 400 Millionen Jahre Erdgeschichte manifestiert. Der Tonsedimentation im Unterdevonmeer vor 380 Mio. Jahren folgte ein Vulkanismus. Er führte zur Bildung von Keratophyr und Spilit („Schalstein“) in vier submarinen Vulkanen. Beide Gesteine variieren stark, meist sind sie grün, seltener rötlich, dicht, aber auch pseudogeschichtet. Nach der vulkanischen Phase bildeten sich Eisenerzlagerstätten. Untermeerisch austretende heiße Wässer setzten Eisenminerale auf den Lavaoberflächen ab. Je nach den örtlichen Bedingungen entstanden Magnetit, Hämatit, Siderit und Chlorit, dazu noch Quarz und (aus dem Meerwasser) Kalkstein. Deshalb ändert sich der Charakter der Eisenerze auf kurze Distanz erheblich. Die Erzkörper sind bis zu 30 m mächtig und bis mehrere hundert Meter lang. Zeitgleich sedimentierte im Mitteldevon ein bis zu 600 m mächtiger reinster Korallenkalkstein. Bedingungen dafür waren die Äquatorlage der Vulkane, deren Kalziumlieferung und eine kontinuierliche Senkung des Meeresbodens. Die Korallen hatten nämlich ihre Bauten ständig der lebensnotwendigen Wassertiefe von bis zu 60 m anzupassen. Mitten im Elbingeröder Komplex führten die Wässer außer Eisen auch noch Schwefel. Daher konnte sich hier in gewinnbaren Mengen Pyrit absetzen. Auf Vulkanismus und Kalksteinabsatz folgte Tonschiefer. Ein jüngerer Magmatismus lieferte im Perm zwischen Wernigerode und Ilfeld die Mittelharzer Porphyrgänge. Jüngste Prozesse, gebunden an die zerstückelnde Heraushebung des Harzes als Gebirge, sind die Höhlenbildung im Kalkstein (Rübeländer Tropfsteinhöhlen) und die Verwitterung des Pyrits zu Brauneisenerz (Eiserner Hut).
© Regionalverband Harz e. V.
Autoren: Dr. Horst Scheffler & Dr. Klaus George
Fotos: Drechsler, George, Kruse, Linke, Reichel, Scheffler, Schuhose