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Experimentieren am Harzhorn: Der Geopark machts möglich
Internationaler Tag der Bildung: Geopark gibt Wissen an Förderverein Römerschlacht am Harzhorn weiter

Im Sommer 2008 entdeckten zwei Hobbyarchäologen am Harzhorn, ein Höhenzug zwischen den Ortschaften Kalefeld-Oldenrode und Ildehausen in Südniedersachsen, römische Artefakte, was zu einer wissenschaftlichen Untersuchung führte. Die Ausgrabungen ergaben über 2700 militärische Fundstücke, die ein Gefecht zwischen Römern und Germanen im Jahr 235 n. Chr. belegen.
Heute gehört der Höhenzug zum UNESCO Global Geopark Harz . Braunschweiger Land . Ostfalen. Aber wieso sind die Funde – römische und germanische Waffen, Pferdezubehör, Münzen, Alltagsgegenstände – über 1700 Jahre später unter der Erde so gut erhalten geblieben? Neun Mitglieder des Fördervereins Römerschlacht am Harzhorn luden anlässlich des Internationalen Tages der Bildung Esther Czymoch und Daniel Redant vom Geopark Harz . Braunschweiger Land . Ostfalen in ihr Informationszentrum vor Ort ein, um dieser Frage auf den Grund zu gehen.
„Ein wesentlicher Faktor ist hier der pH-Wert"
Wie trägt die Natur dazu bei, dass Kettenhemd, Pfeilspitzen und Hipposandale bis heute erhalten sind? „Ein wesentlicher Faktor ist hier der pH-Wert“, informierte Esther Czymoch. Bereits im vergangenen Jahr hatte das Geopark-Team mit Kindern am Harzhorn dazu Bodenproben untersucht und anhand chemischer Experimente herausgefunden, dass der Boden am Harzhorn in den Kammlagen relativ basisch ist, also einen pH-Wert über 7 hat. Während metallische archäologische Funde in sauren Böden schneller korrodieren, bleiben sie in basischen Böden besser erhalten.
Der Förderverein Römerschlacht am Harzhorn, der Interessierte regelmäßig zu Führungen vor Ort einlädt, möchte noch mehr Kinder und Jugendliche für dieses Thema begeistern. Deshalb ließen sich Vereinsmitglieder von den Experten zeigen, wie der Boden anhand einfacher Hausmittel auf seinen pH-Wert untersucht werden kann. „Die Kinder sollen erfahren, dass der Boden hier besonders ist. Und sie müssen herausfinden, warum“, erklärte Esther Czymoch. Interessante Infos wie: „Wer weiß denn, dass das hier einmal ein tropisches Flachmeer war, in dem sich Kalkablagerungen gebildet haben?“ gehören dann genauso dazu wie: „Kalk sorgt dafür, dass der Boden nicht versauert.“
„Die Kinder haben ein Erfolgserlebnis"
Vor etwa 220 Millionen Jahren hat sich hier marines Material abgelagert, welches sich später zu Gestein verfestigt hat. Diese Ablagerungen bilden das Ausgangsmaterial für die heutigen Böden. „Die während der Eiszeiten im Pleistozän (2,6 Millionen bis 10.000 Jahre vor heute) entstandenen Gletscher sind wie Bulldozer über die Landschaft gefahren und haben die Landschaftsentwicklung gestört und zurückgesetzt. Daher sind die Böden hier maximal 10.000 Jahre alt und somit aus geomorphologischer Sicht relativ jung und flachgründig“, weiß Daniel Redant zu berichten.
In zwei Experimenten sollen die Schülerinnen und Schüler ab sofort in Gruppen herausfinden, welche von zwei Bodenproben vom Harzhorn stammt. Dabei sollen haushaltsübliche Materialien wie Essig, Backpulver, Stoppuhr, Wasser, Becher, Deckel sowie in der Apotheke erhältliche Spritzen und pH-Papier helfen. Die Farbe des Papiers und die Reaktionsbeobachtung von Natron im Backpulver sind letztendlich entscheidend und verraten das richtige Ergebnis. „Wenn eine Säure mit Bodenmaterial reagiert, ist dies ein starker Indikator für ein basisches Milieu. Die Kinder haben ein Erfolgserlebnis. Sie haben dann mit wissenschaftlichen Methoden die Lösung herausgefunden“, hebt Czymoch hervor.
Neuer Praxisbaustein ab sofort für Schulklassen verfügbar
Das Angebot soll vor allem für fünfte bis sechste Klassen sein, „nach oben hin ausbaubar“, empfiehlt das Geopark-Team. Der neue Geopark-Praxisbaustein ist ab sofort fester Bestandteil des Aktivangebots für Schulklassen am Harzhorn, welches individuell von den Lehrkräften zusammengestellt werden kann. „Für dieses Jahr gibt es bereits erste Anmeldungen, zuerst will die fünfte Klasse des Roswitha-Gymnasiums aus Bad Gandersheim neuen Praxisbaustein ausprobieren“, erzählt Irene Söffker, 2. Vorsitzende des rund 50-köpfigen Fördervereins Römerschlacht am Harzhorn. Schulklassen, die ebenfalls Interesse an diesem Experiment haben, melden sich einfach beim Förderverein Römerschlacht am Harzhorn.
Galerie zum Internationalen Tag der Bildung am Harzhorn (Fotos: Neumann/RVH)