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Die Vermessung der Teufelsmauer
Kürzlich nahm das Team um Professor Gerhard Bohrmann von der Universität Bremen die Teufelsmauer am Königstein bei Weddersleben digital auf. Neben dem Förderverein Teufelsmauer war auch die Geologin Dr. Alexandra Hellwig vom Regionalverband Harz mit vor Ort und stand für einige Interviews Rede und Antwort. Die Teufelsmauer am Königstein ist Geopunkt 8 im Gebiet der Landmarke 9 – Rosstrappe des UNESCO-Geoparks Harz · Braunschweiger Land · Ostfalen.
Die weithin sichtbare Teufelsmauer besteht aus einem harten Sandstein, der vor ca. 80–100 Millionen Jahren in der Kreidezeit am Meeresgrund abgelagert wurde. Nach dem Rückzug des Meeres drangen kieselsäurehaltige Wasser, sogenannte Fluide, in den Sandstein ein. Die Kieselsäure kristallisierte und füllte die Poren des Sandsteins – ein „Zement“ entstand. Durch tektonische Prozesse am Harznordrand wurden die Sedimentschichten steil aufgestellt. Die über- und unterlagernden Schichten wurden abgetragen und zurück blieb die verwitterungsbeständige Teufelsmauer. Auch die Menschen erkannten deren Stabilität und nutzten sie als Baugestein. Die Wedderslebener Kirche und sogar zahlreiche Scheunen wurden mit Steinen aus der Teufelsmauer erbaut. Den wahren Wert der Teufelsmauer erkannte der Königlich Preußische Landrat von Quedlinburg im 19. Jahrhundert und stellte den Abbau der Teufelsmauer unter Strafe. Ihm ist es zu verdanken, dass wir das einzigartige Geotop noch heute bewundern können.
Anlässlich des 175. Jubiläums der Deutschen Geologischen Gesellschaft – Geologische Vereinigung (DGGV) im September 2023 werden insgesamt 30 der schönsten und wissenschaftshistorischen bedeutendsten Aufschlüsse in Deutschland digital dokumentiert. Mit Hilfe von Drohnen und 360-Grad-Kameras sowie Laserscannern werden dreidimensionale Modelle der Geotope erstellt. Von Februar 2021 bis September 2023 wird jeden Monat ein Geotop auf der Projektwebseite www.digitalgeology.de präsentiert. Die im Rahmen des Projekts aufgenommenen Daten sind für alle frei zugänglich. Ziel der Aktion ist es, die Bedeutung von geologischen Aufschlüssen als primäre Informationsquelle in der Geologie und die Möglichkeiten der modernen Dokumentation aufzuzeigen.
Wissenschaftler und Pilot Dr. Marcello Gugliotta fliegt die moderne Drohne, die mit einer in alle Richtungen schwenkbaren Kamera und einem GPS-Sender ausgestattet ist. Mit einem zweiten, stationären GPS-Sender mit einer Genauigkeit im Zentimeter-Bereich können die etwa 1.000 aufgenommenen Fotos und Videos der Teufelsmauer dann räumlich eingeordnet – georefenziert – werden. Eine Computersoftware fügt die Fotos schließlich zusammen und erzeugt das 3D-Modell. Ab Mitte Januar 2023 kann das 3D-Modell der Teufelsmauer auf der Webseite digitalgeology.de bewundert werden. Bereits ab Mitte September wird ein weiteres Geotop aus dem UNESCO-Geopark Harz · Braunschweiger Land · Ostfalen online gehen: die „Lange Wand“ bei Ilfeld. Hier lagern Zechsteinkonglomerate und Kupferschiefer (beides Meeresablagerungen) auf Ilfelder Porpyhrit (Vulkanablagerungen). A. H.
Zu unserem Bild: Gruppenbild vom Wissenschaftler-Team aus Bremen, dem Förderverein Teufelsmauer und Dr. Alexandra Hellwig vom Regionalverband Harz, aufgenommen von einer Drohne (Foto: Dr. Marcello Gugliotta).